Der Gmünder Ring

Neujahrsempfang Januar 2009


 

Sagenhaft: Die Gründung Gmünds

Romantische Geschichte verbirgt sich hinter romanischer Johanniskirche – 
200 Mitwirkende führen das Musiktheater „Gmünder Ring“ auf

Als wahrhaft großer Opernstoff erweist sich die Gründungssage der Gmünder Johanniskirche. Gestern Abend präsentierte der Stadtverband Musik und Gesang mit rund 200 Mitwirkenden den „Gmünder Ring“, ein grandioses Musiktheater über die Entstehung der Stauferstadt aus der Feder von Stephan Kirchenbauer.

Text: Birgit Markert (GT, 12.1.09)

Fotos: Walter Laible

Richard Arnold, der Vorsitzende des Stadtverbandes, versprach in seiner Einführung nicht zu viel: Für einen Augenblick sollten Menschen, die zur Gründung Gmünds beigetragen haben, lebendig werden. Kirchenbauer gibt den Menschen, die vor gut 800 Jahren gelebt haben, nicht nur ein Gesicht, er lässt die Zuschauer an ihren Ängsten und Freuden teilhaben.
Dies gelingt ihm mit einer wohl durchdachten Rahmenhandlung. Zunächst schlüpft Arnold, der den Herzog Friedrich von Schwaben spielt, aus seiner Rolle und stellt die beteiligten Personen vor, über der Szenerie schwebt die auf einem Gemälde wiederauferstandene Burg Hohenstaufen. 

Dann übernimmt Thomas Sachsenmaier als erzählender Mönch die Regie und verbindet die rund zehn Bilder zu einem stimmigen Ganzen. Allen voran ist es Agnes von Hohenstaufen, Herzogin von Schwaben (D’Ann Ricciolini), die im Zentrum der Ringsage steht. Der Legende nach wurde die Johanniskirche auf ihren Wunsch hin just an der Stelle gebaut, an der ihr verloren gegangener Ehering gefunden wurde; alsbald entstand um das in der Wildnis gelegene Kirchlein das mittelalterliche Gmünd. Die Sopranistin verkörpert das Reine, Gute und Fromme. 

Ihr Gegenpart ist Irmengard (Brigitta Wanner), die Frau Randolf von Herdtlins (Stephan Kirchenbauer), dem Kanzler von Herzog Friedrich. Sie ist voll brennender Eifersucht und hängt alten Mythen nach. Ihre düstere Erscheinung macht Erschauern. Sie ist es, die im Verlust des Ringes eine Chance wittert, Agnes aus dem Weg zu schaffen. Weil er ein Symbol für Treue und Gehorsam ist, wird Agnes des Ehebruches bezichtigt. Ihr Vater Kaiser Heinrich (Sasa Vrabac) kann nicht anders, er muss seine Tochter ins Verlies schaffen lassen. 

          

Zerrissen zwischen Vaterliebe und der Pflicht der Machtausübung stimmt der Bass „Wie Todesahnung, Dämmerung deckt die Lande“ aus Richard Wagners „Tannhäuser“ an.

Die schicksalsschwere Musik aus dieser Oper sowie aus Wagners „Lohengrin“ bilden das musikalische Herz des „Gmünder Ringes“ und fügen sich mit Leichtigkeit in den Fortgang der Handlung ein. Als Solisten standen in großer Harmonie gestandene Profis wie Ricciolini neben nicht minder ausdrucksstarken Amateuren wie Arnold. Perfekt eingespielt zeigte sich der Stauferchor unter der Leitung von Martin Thorwarth mit seinen rund 100 Sängern.

 

Sehr zum Gelingen trug auch die Baden-Badener Philharmonie bei, doch für echtes Lokalkolorit sorgten die Bläsergruppe der Jägervereinigung, die mit ihren Hörnern und Fanfaren die Jagdszene einleiteten. Unter den vielen Mitwirkenden, angefangen bei den Kunstturnern vom TV Wetzgau bis hin zu dem Falkner Wolfgang Weller, der mit zwei Gerfalken die Jagdszenen noch authentischer werden ließ, gefiel auch Florian Lechner mit seiner Balletteinlage als Hirsch.

Nach den vielen beeindruckenden Bildern (zusammengestellt und bearbeitet von Horst Linke), die immer wieder für Zwischenapplaus sorgten, war nach der fulminanten Schlussszene kein Halten mehr: Kein minutenlanger Applaus, eher ein viertelstündiger Applaus brach sich in dem bis auf den letzten Platz besetzten Gmünder Stadtgarten Bahn. Zum Ende hin klang er nicht etwa ab, sondern wurde noch intensiver, als alle Mitwirkenden ein Geburtstagsständchen für Arnold anstimmten, der gestern seinen 50. Geburtstag feierte. Manch Zuschauer stimmte spontan in ein herzliches „Zum Geburtstag viel Glück ein.“

    

 

    

Alle Fotos von Walter Laible, GT